
40 werden – Warum es mir gerade schwerfällt, älter zu werden (und warum ich trotzdem dankbar bin)
Dieses Jahr ist es soweit: Ich werde 40.
Ein runder Geburtstag. Ein Meilenstein. Ein Grund zu feiern, würde man sagen. Aber ehrlich gesagt – mir ist gerade nicht unbedingt nach Feiern zumute.
Das Älterwerden fühlt sich dieses Mal anders an. Nicht so leicht wie früher. Nicht so aufregend. Sondern eher schwer und nachdenklich. Körperlich und emotional herausfordernd.
Ich merke, wie sich mein Körper verändert. Meine Haut verliert an Spannkraft und Linien formen mehr und mehr mein Gesicht, meine Energie ist nicht mehr grenzenlos, und manches zwickt, was früher nicht mal da war. Schlafmangel steckt mir länger in den Knochen, der Stoffwechsel macht, was er will – und die Jeans bzw. Klamotten von vor einem Jahr? Sagen wir einfach: Wir führen eine Fernbeziehung.
Doch es sind nicht nur die körperlichen Veränderungen. Es ist auch das mentale Mindset.
Mit 40 bist du in einem Alter, in dem du plötzlich in Gesprächen mit dem Satz beginnst: „Damals, als ich jung war…“ – und du meinst das ernst. Du merkst, wie deine Eltern älter werden, wie die Zeit vergeht, und wie kostbar sie plötzlich ist. Und manchmal, wie in meinem Fall, musst du mit Verlusten zurechtkommen, über die du dir vor einigen Jahren noch keine Gedanken gemacht hast.
Und dann kommt dieses unbehagte Gefühl: Bin ich da, wo ich sein wollte? Habe ich genug erlebt? Genug erreicht? Genug gewagt? Fragen, die man sich mit 20 nicht stellt. Mit 30 vielleicht zaghaft. Aber mit 40? Sie klopfen laut an.
Die Widersprüchlichkeit des Alterns
Es ist paradox: Ich bin dankbar, dass ich 40 werden darf – denn ich weiß, dass es ein Privileg ist.
Nicht jeder bekommt die Chance, älter zu werden. Nicht jeder erlebt diesen Lebensabschnitt. Und ich versuche, mir das immer wieder bewusst zu machen. Es hilft, um aus der Schwere etwas Leichtigkeit zu holen.
Altern bedeutet auch: Ich habe überlebt. Ich habe gelernt. Ich habe mich verändert, bin gewachsen, habe Rückschläge überstanden und Erfolge gefeiert. Jede Falte erzählt eine Geschichte. Jede Narbe auch.
Und trotzdem: Ich darf traurig sein. Ich darf mich über Veränderungen wundern, mich unwohl fühlen, kämpfen – und gleichzeitig dankbar sein. Beides darf nebeneinander existieren.
Was sich verändert – und was bleibt
Ich lerne gerade, mich neu kennenzulernen.
Nicht in der jugendlichen Version von mir, sondern in der reiferen. Mit mehr Klarheit, mehr innerer Ruhe (an guten Tagen), mehr Bewusstsein für das, was wirklich zählt.
Ich muss nicht mehr alles beweisen. Ich darf Pausen machen, mir selbst näherkommen, Grenzen ziehen – und stolz sein auf das, was ich schon geschafft habe.
Und vielleicht liegt genau darin der Wert des Älterwerdens: Dass wir lernen, nicht nur nach außen zu schauen, sondern auch nach innen. Nicht nur nach vorne zu rennen, sondern auch mal innezuhalten.
Was ich mir wünsche
Ich wünsche mir, dass wir offener über das Altern sprechen. Dass wir die Schwere anerkennen, aber auch das Geschenk darin sehen. Dass wir aufhören, Jugend als Maßstab für Wert oder Schönheit zu nehmen.
Und ich wünsche mir, dass ich lerne, mich mit 40 so anzunehmen, wie ich bin. Nicht perfekt. Nicht fertig. Aber lebendig.
Mit Falten, Erfahrungen und vielleicht ein bisschen mehr Gelassenheit als früher.
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