Ich dachte, ich sei das Problem: Leben mit Manipulation und Gaslighting

 

Es fällt mir nicht leicht, diese Worte zu schreiben.

Nicht, weil ich nicht weiß, was ich sagen will – sondern weil ich so lange geschwiegen habe. Aus Angst, aus Scham und weil man mir gedroht hat. Und weil ich so lange geglaubt habe, ich sei das Problem.

 

Am Anfang war alles perfekt

 

Ich erinnere mich noch genau an den Anfang.

Wie nett und verständnisvoll du warst. Wie du mich behandelt hast, als wäre ich dir wichtig. Und ich dachte es nicht nur, denn oft genug hast du es mir gesagt.

Ich dachte, ich hätte endlich jemanden gefunden, der mich wirklich sieht – wirklich versteht und mir helfen will. Ein echter Freund eben.

 

Doch was ich nicht verstand:

Das war keine Freundschaft. Es war Kontrolle, geschickt verpackt in deinen Worten.

Und ich war blind und empfänglich dafür. Wie so viele andere auch.

 

Die leise Veränderung

 

Mit der Zeit veränderte sich etwas – langsam, kaum spürbar.

Du wurdest fordernder, kälter, ungeduldiger.

Wenn ich traurig war, hieß es: „Du übertreibst.“

Wenn ich mich verletzt fühlte: „Das hab ich nie so gesagt.“

Und wenn ich wütend wurde: „Du bist einfach zu empfindlich.“

 

Ich habe angefangen, mir selbst nicht mehr zu glauben.

Habe mich für meine Gedanken geschämt.

Hinterfragt, ob ich vielleicht wirklich alles zu negativ sehe. Ich habe mir eingeredet das Problem zu sein. Ich habe unermüdlich versucht besser zu werden, mich zu ändern - für dich.

 

Das ist Gaslighting.

Und es ist brutaler, als jede offensichtliche Beleidigung.

Weil es dich zermürbt. Langsam. Still. Von innen.

 

Die Schuldfrage

 

Ich habe so oft gedacht, dass ich härter an mir arbeiten muss.

Dass, wenn ich mich mehr anstrenge, wenn ich ruhiger bin, kompromissbereiter, verständnisvoller – dann wird wieder alles gut. Dann machst du deine leeren Versprechen wahr.

 

Aber:

Es wurde nicht besser.

Es wurde nur subtiler. Heimtückischer. Und ich wurde unsichtbarer – für dich und irgendwann auch für mich selbst.

 

Warum es so schwer ist, zu gehen

 

Vielleicht fragt man sich jetzt:

„Warum bleibt man bei jemandem, der einen so behandelt?“

 

Weil du anfangs das Gefühl hattest, gesehen zu werden.

Weil du immer noch hoffst, dieser Mensch könnte zurückkommen.

Weil du Dinge für diese Person getan hast, die dir das Genick brechen könnten.

Und weil du dich in der Zwischenzeit selbst verloren hast –

und nicht mehr weißt, was du fühlst, was du brauchst oder wer du eigentlich bist.

 

Der Wendepunkt

 

Es gab diesen großen Knall.

Dieser eine Moment, in dem ich dachte:

„Ich halte das nicht mehr aus. Ich kann und will nicht mehr“

Es war der mentale und körperliche Zusammenbruch im Jahr 2023.

 

Und dies war der Anfang von allem.

Ich begann, mir selbst wieder zuzuhören.

Und viel wichtiger: Ich vertraute mich Menschen an - ich sprach mit Freunden, mit Kollegen und mit Vorgesetzten. Und ich sprach mit dem mittlerweile wichtigsten Menschen in meinem Leben - meinem Partner.

Ich suchte mir Hilfe und bekam sie schlussendlich auch. Ich wechselte den Arbeitsplatz und lernte, meine Realität zu validieren – meine Gefühle ernst zu nehmen.

Und Stück für Stück kam ich wieder bei mir an.

 

Heute

 

Ich bin frei aber nicht geheilt. Ich weiß dass der Weg noch lang sein wird. Ich habe eine hohe Mauer um mich gezogen und lasse nur sehr wenige Menschen eintreten. Neue Kontakte knüpfen ist bei mir mit sehr vielen Zweifeln verbunden.

Manche Tage sind schwer. Zweifel kommen und gehen.

Aber ich bin frei.

 

Frei von Schuld, die nie meine war.

Frei von einem Menschen, der mich klein gemacht hat, um sich selbst größer zu fühlen.

Und frei in dem Wissen: Ich darf gehen. Ich darf heilen. Ich darf mir selbst glauben.

 

Wenn du dich in diesen Worten wiederfindest:

 

Du bist nicht verrückt.

Du bist nicht schwach.

Und du bist nicht allein.

 

Bitte sprich darüber. Hol dir Hilfe. Du musst da nicht alleine durch.

Denn niemand verdient es, systematisch an sich selbst zu zweifeln.

 

Freundschaft oder auch Liebe bedeutet nicht, sich selbst zu verlieren.

Es fängt da an, wo du dich sicher, gesehen und gehört fühlst – auch in deinen dunkelsten Momenten.

 

Hast du selbst Erfahrungen mit emotionaler Manipulation oder Gaslighting gemacht?

Teile deine Gedanken in den Kommentaren – vielleicht hilfst du damit jemandem, der genau jetzt den Mut sucht, den ersten Schritt zu machen.

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